Test: KORG volca drum

PPVMEDIEN GmbH
2019-05-02 18:17:00 / Musiker News & Infos

Korg baut die Volca-Serie weiter aus. Nach dem kürzlich erschienenen und in KEYS 05/2019 getesteten Volca Modular gibt es nun einen weiteren Drumcomputer, der die Klangpalette der Serie erweitert.

Korg Volca Drum
Der Korg Volca Drum verfügt über eine klar strukturierte Oberfläche mit Reglern für die Klangerzeugung, Funktionstasten und eine Tastenreihe für die Eingabe der Sequenzen. © Korg

Handliche Groove-Maschinen liegen im Trend. Kleine Geräte im Desktop-Format, die auf eine bestimmte Aufgabe spezialisiert sind, lassen sich zu einem persönlichen Setup zusammenstellen, keinesfalls nur für Live-Auftritte. Spontanes, intuitives Arbeiten ist auch in einer Studioumgebung beim Entwickeln neuer Tracks ein wichtiger Aspekt für viele, vornehmlich aus der Elektronikszene stammende Musiker. Dabei sorgen MIDI, CV/Gate und ein plattformübergreifender analoger Sync für das reibungslose Zusammenspiel zwischen Geräten verschiedener Hersteller. Korg ist in dieser Nische schon lange vorn dabei. Nach Electribes, Kaoss Pads und Monotrons haben sich auch die Volca-Modelle einen festen Platz in vielen Setups erobert.

Drum – ein Volca wie alle

Die ganze Serie nutzt das gleiche handliche Gehäuse, das mit Batteriefach und internem Lautsprecher auch für den mobilen unabhängigen Betrieb geeignet ist. Eine klar strukturierte Oberfläche mit Reglern für die Klangerzeugung, Funktionstasten, einer Tastenreihe für die Eingabe der Sequenzen sowie das Anschlussfeld mit MIDI, Sync-I/O, Netzteilbuchse und Line/Kopfhörerausgang gleicht den anderen Volcas. Sämtliche Tasten sowie einige der Reglerachsen sind zur Anzeige von Parameterveränderungen transparent und von innen beleuchtet. Eine Verbesserung gegenüber den bisherigen Volcas ist das kleine grafikfähige Display, das Parameter und Werte der Klangerzeugung übersichtlicher visualisiert.

Konzept

Volca Drum ist ein echter Drum-Synthesizer. Im Gegensatz zum Volca Beats, der ein festes Kit mit Instrumenten wie Bassdrum, Snare oder Hi-Hat bietet, besitzt Volca Drum eine sechsfache identische Klangerzeugung, mit der sich unterschiedlichste Drums, Percussions, Effektklänge und sogar Synthesizer-Sounds individuell erstellen lassen. Die Tonerzeugung ist virtuell-analog mit einer nachgeschalteten kleinen Physical-Modelling-Einheit. Auch wenn die VA-Sektion eine analog-typische Struktur besitzt, lassen sich damit deutlich vielfältigere und andersartige Klänge als mit Volca Beats erzeugen.

Die sechs Drums ergeben ein Kit, das auf einem der 16 Speicherplätze abgelegt werden kann. Die Drums werden gemeinsam mit einem Pattern abgespeichert, lassen sich aber als unabhängige Kits aufrufen. Die Klangerzeugung verwendet wahlweise einen modulierbaren Oszillator oder gefiltertes Rauschen. Da ein Sound in Volca Drum aus zwei identischen Layern bestehen kann, lassen sich zwei Klangquellen beliebig kombinieren. Die Physical-Modelling-Einheit hingegen ist nur einmal vorhanden und kann von den sechs Drumsounds per Send-Regler anteilig angesprochen werden.

Synthetische Drums

Der Oszillator erzeugt Sinus, Sägezahn und Rauschen. Die Wellenformen lassen sich über einen weiten Bereich stimmen, während das Rauschen wahlweise per Hoch- oder Tiefpass gefiltert werden kann. Ferner lassen sich die Wellenformen ein wenig verfremden: Eine Bit-Reduktion erzeugt einen recht harschen Lo-Fi-Klang, während der Wavefolder obertonreichere, aber harmonische Spektren erzeugt. Der Overdrive ist vergleichsweise zahm und erzeugt eher eine Sättigung.
Die Tonhöhe beziehungsweise Filter-Eckfrequenz kann moduliert werden.

Dazu hat man die Wahl zwischen einer bei Bedarf sehr zackigen Decay-Hüllkurve, einem LFO, der bei jeder Note neu startet, und einem Zufallsgenerator. Anschließend wird die Länge des Sounds mit einer Attack-Release-Hüllkurve eingestellt. Auch hier gibt es drei Varianten: Der Verlauf kann linear oder logarithmisch sein. Im dritten Modus werden anstelle einer Attack-Zeit mehrere kurze, aufeinander folgende Impulse erzeugt, um beispielsweise Claps zu erzeugen.

In den beiden Layern, aus denen ein Sound besteht, kann man zwei unterschiedlich gestimmte Töne, verschieden modulierte Oszillatoren oder eine Wellenform und Rauschen für komplexere Klänge kombinieren. Damit stehen alle nötigen Mittel für synthetische Kicks, Snares, Becken und Percussion, Effekte und einfache Synthesizer-Sounds zur Verfügung. Bassdrums kann Volca Drum in vielfältiger Weise erzeugen. Aus einem einfachen abklingenden Sinus mit minimalem Attack werden weiche Analog-Bassdrums. Verzerrt man die Wellenform per Wavefolder und moduliert die Tonhöhe mit einem schnellen Decay, reicht die Spannweite von Dance-Kicks bis zum Electro-Zap.

Über den Zufallsgenerator sind rauschmodulierte Bassdrums wie bei Simmons möglich. Dennoch muss man feststellen, dass die Bassdrums hier nicht so kräftig und mächtig gelingen wie im Modell Volca Kick. Auch Snares lassen sich vielseitig gestalten. Mit der schnellen Hüllkurve, die das Filter steuert, kann ein prägnanter Attack erzeugt werden, sodass man den zweiten Layer nicht wie üblich zwingend für einen kurzen Ton braucht, sondern für eine metallische, atonale oder sonstige Klangfarbe verwenden kann.

Da der modulierende LFO sehr schnell arbeitet, sind FM-ähnliche Spektren möglich, die sich für metallische Hi-Hats und Becken nutzen und um gefiltertes Rauschen ergänzen lassen. Das gleiche Rezept lässt sich für Percussions und Klangeffekte anwenden. Für Hi-Hats und andere alternierende Sounds lässt sich per Choke-Funktion ein gegenseitiger Ausschluss festlegen. Über den dritten Hüllkurven-Modus sind Claps einfach umzusetzen. In Verbindung mit dem modulierbaren Filter entstehen Sounds im Stile der TR-808 oder Clap Trap.

Den vollständigen Testbericht lesen Sie in KEYS 06/2019 – die Ausgabe können Sie direkt hier im Shop bestellen.

Text: Ulf Kaiser


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